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Im Alltag erlangt das Konzept der Inklusion seine volle Bedeutung

Ich heiße Anne Wenandy, bin 51 Jahre alt und leide seit Ende 2011 an progredienter Multipler Sklerose. Ich kam am 1. Oktober 1997 zu BGL BNP Paribas.

Heute bin ich im Beratungsteam der Personalabteilung von BGL BNP Paribas tätig und begleite Kollegen der BNP Paribas Gruppe in Luxemburg, die bei physischen, psychischen oder beruflichen Problemen Unterstützung benötigen.

„Ich habe immer im Hinterkopf behalten, was mir wichtig ist, nämlich weiterzuarbeiten und mir eine gewisse Bewegungsfreiheit bewahren zu können.“

Das ist wohl Ironie des Schicksals, und ich bin stolz darauf und dankbar dafür, denn dank ebendieser Strukturen konnte ich mit Unterstützung meiner Vorgesetzten trotz meiner Krankheit und den damit einhergehenden fortschreitenden sichtbaren und nicht sichtbaren körperlichen Einschränkungen beruflich aktiv bleiben. Das ist inzwischen fast zehn Jahre her.

So konnte ich mir vor allem genügend Zeit für die notwendige medizinische Betreuung und die verfügbaren Behandlungen nehmen. Das alles kam natürlich nicht von einem Tag auf den anderen, denn die Einschränkungen entwickeln sich schleichend. Anfangs sind sie unsichtbar, später werden manche sichtbar. Innerhalb von fast 10 Jahren bin ich von der vollständigen körperlichen Unabhängigkeit zunächst dazu übergegangen, einen Gehstock zu benutzen, und landete schließlich im Rollstuhl – mit all den damit verbundenen Abhängigkeiten. Ich musste meinen Lebensplan überdenken und stets im Hinterkopf behalten, was mir wichtig ist, nämlich weiterzuarbeiten und mir eine gewisse Bewegungsfreiheit bewahren zu können.

„Mit der Zeit und im Laufe meiner Krankheit habe ich erkannt, wie wichtig das eigene Umfeld ist, sowohl das berufliche als auch das private.“

Im Alltag erlangt das Konzept der Inklusion seine volle Bedeutung. Für mich ist es ein Schlüsselbegriff der Vielfalt. Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich meinen Rollstuhl im Büro benutzen musste.

Als ich eines Tages aus dem Aufzug kam, hörte ich einen Kollegen hinter mir sagen, dass er zum ersten Mal jemanden mit dem Rollstuhl zur Arbeit in die Bank kommen sah. Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich daran denke. Das war 2016; wir waren mit der Bank gerade vom 1994 erbauten Kronos-Gebäude in eines der neuen Bürogebäude mit dem Namen oKsigen am Standort Kirchberg umgezogen. Was Einrichtungen für Personen mit eingeschränkter Mobilität anging, unterschieden sich die beiden Gebäude wie Tag und Nacht. Das alte Gebäude war in dieser Hinsicht (abgesehen von den Toiletten) schlecht ausgestattet, im neuen war für fast alles gesorgt.

Mit der Zeit und im Laufe meiner Krankheit habe ich erkannt, wie wichtig das eigene Umfeld ist, sowohl das berufliche als auch das private.

Und wenn es doch noch Hindernisse gibt, zum Beispiel Pflastersteine, Türen oder Zugangsschleusen, findet sich immer eine Lösung, sei es dank hilfsbereiter Kollegen und Kolleginnen, eines alternativen Zugangs oder sonstiger Gestaltungsmöglichkeiten zur Förderung der Inklusion.

Verfasst von Anne Wenandy – November 2020