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Meine Behinderung hat mich nie davon abgehalten, das zu tun, was ich wollte

Ich heiße Robert Jacques und bin 55 Jahre alt.

Ich bin körperbehindert, was an den Folgen einer Krankheit liegt, die ich im Alter von viereinhalb Jahren wohl aufgrund eines fehlerhaften Impfstoffs erlitten habe. Damals lebte ich in Afrika und war im Zuge einer Massenimpfkampagne geimpft worden.

50 Jahre schon lebe ich jetzt mit diesem Handicap und habe gelernt, damit umzugehen.

Meine Behinderung hat mich nie davon abgehalten, das zu tun, was ich wollte. Ich habe lange studiert, hatte in meiner Jugend viele Hobbys (Behindertensport wie Schwimmen und Rollstuhl-Leichtathletik, Schachturniere – eine Zeit lang sogar auf Meisterniveau – und sogar Kartsport) und habe eine Familie gegründet.

Am Institut Galilée (Region Paris) habe ich meinen Abschluss als Ingenieur für Telekommunikationstechnik erworben. 2006 habe ich noch einen MBA gemacht.

Bei der Bank habe ich im September 2007 angefangen. Zuerst war ich im Bereich CIB tätig, bin dann aber schnell in die ALM-Abteilung gewechselt. Seit 2014 gehöre ich zum Team für quantitative Kreditrisikomodellierung in der Risiko-Abteilung.

Charakterlich versuche ich immer, das Positive zu sehen und mir mein Lächeln zu bewahren, selbst wenn ich auf Ungerechtigkeiten manchmal ungehalten reagiere. Ich bin ziemlich dynamisch und sehr wissbegierig; ich lerne immer gerne Neues dazu.

Kurzum: Heute gibt es kaum etwas, das mir Angst macht. Ich fühle mich allen Herausforderungen gewachsen.

Mit einer Behinderung entwickelt man eine überdurchschnittliche Anpassungsfähigkeit

Ich bin ein Mensch, der sich in allen Situationen zurechtfindet. Was ich alleine schaffe, mache ich auch alleine. Ansonsten bitte ich jemanden um Hilfe. Das kommt aber zum Glück nicht oft vor.

Natürlich gibt es in der Bank hin und wieder schwierigere Situationen (zum Beispiel an Drehkreuzen oder wenn ich in der Kantine mein Tablett tragen muss). Doch die Welt wurde nicht für Menschen mit Behinderung gemacht.

Eine Sache in der Bank macht mich allerdings wütend: dass Menschen ohne jede Einschränkung die Toiletten für Personen mit eingeschränkter Mobilität benutzen. Aber die Bank dürfte wohl leider kaum Einfluss darauf haben, wie sich die Leute benehmen.

Mit meinen Kollegen verstehe ich mich insgesamt hervorragend

Im Alltag muss mein Arbeitsplatz nicht besonders angepasst werden: PC, Tastatur, Maus und meinen Kopf – mehr brauche ich nicht.

Was meine Kollegen angeht, kann ich sagen, dass wir uns insgesamt hervorragend verstehen. Mitleid habe ich von ihrer Seite nie verspürt. Sie behandeln mich wie jeden anderen Kollegen auch. Ich bin mir sogar sicher, dass viele meine Behinderung gar nicht mehr wahrnehmen.

Ein paar Mal gab es zwar unangebrachte Bemerkungen, aber ich glaube, sie waren eher ungeschickt formuliert.

Die Bank hat schon viel getan und hat immer ein offenes Ohr für unsere Bedürfnisse. Sicher ist auch manches nicht perfekt, zum Beispiel die nicht optimal angepassten Toiletten für behinderte Menschen oder der gepflasterte Weg zwischen Parkplatz und Eingang.

Aber nachdem ich einen Antrag gestellt habe, darf ich nun die Seitentüren benutzen, um mit dem Rollstuhl durchzukommen oder um vom einen ins andere Gebäude zu gelangen. Dadurch kann ich mich in der Bank leichter bewegen.

In der Kantine hatte ich Schwierigkeiten, mein Tablett zu tragen, weil ich jahrelang mit Krücken zur Arbeit gekommen bin. Sodexo hat daraufhin freundlicherweise veranlasst, dass mir ein Mitarbeiter das Tablett an meinen Platz bringt.

Seit Kurzem nutze ich einen Rollstuhl und bin dadurch viel mobiler. Jetzt muss ich nur leider manchmal warten, bis jemand vom Sicherheitsdienst kommt, um eine Tür zu öffnen, durch die mein Rollstuhl passt. Das liegt aber daran, dass das Gebäude schon alt ist und nicht auf Rollstuhlfahrer ausgerichtet ist.

Bei BGL BNP Paribas zu arbeiten ist für Rollstuhlfahrer oder Personen mit Behinderung keine unüberwindbare Hürde – im Gegenteil. Verbesserungsbedarf besteht meiner Ansicht nach bei den Toiletten für Menschen mit Mobilitätseinschränkung. Sie sollten nicht mehr von Menschen ohne Einschränkung benutzt werden.

Verfasst von Robert Jacques – November 2020